Unsere Erfahrung mit Pyometra beim Hund – Symptome, Diagnose, Operation und Heilung
Einleitung: Warum ich unsere Geschichte teile
Im April 2025 erkrankte meine Hündin Irma, ein achtjähriger schwarzer Labrador, an einer Pyometra (Gebärmuttervereiterung). Ich möchte hier unsere Erfahrung teilen – nicht nur, um das Erlebte zu verarbeiten, sondern auch, um anderen Hundehalter:innen bewusst zu machen, wie ernst diese Erkrankung ist. Eine Kastration nach Pyometra ist kein Routineeingriff wie bei einer gesunden Hündin, sondern eine aufwändige Operation an einer fiebrigen, geschwächten und entzündeten Hündin.
Was ist eine Pyometra beim Hund?
Eine Pyometra ist eine lebensbedrohliche Entzündung der Gebärmutter, bei der sich Eiter ansammelt. Meist tritt sie einige Wochen nach der Läufigkeit auf. Bei Irma war es jedoch anders: sie hatte eine offene Pyometra während der Läufigkeit. Das machte die Diagnose schwieriger, weil der normale blutig-wässrige Läufigkeitsausfluss nach und nach in einen eitrig-wässrigen Ausfluss überging – ein Unterschied, den man im Alltag leicht übersieht.
Erste Symptome – das war bei Irma auffällig
Rückblickend war Irma die Woche vor der Diagnose schon etwas schlapp, aber nicht untypisch für eine läufige Hündin.

- Mittwoch: Bei einem geplanten Impftermin tastete die Tierärztin vergrößerte Lymphknoten ab und ordnete ein Blutbild an.
- Freitag: Nach der Physiotherapie musste Irma sich übergeben und zeigte draußen starken Harndrang. Ich vermutete zunächst eine Blasenentzündung.
- Samstag: Sie war deutlich abgeschlagener, hatte aber noch Appetit.
- Sonntag: Nach einer kleinen Pipirunde sah ich erstmals Eitertröpfchen an ihrer Vulva. Nach dem Fressen stand sie apathisch, als wenn sie sich übergeben müsste, tat es aber nicht.
Diagnose beim Tierarzt – schwieriger Weg zur richtigen Entscheidung
Der erste Nottierarzt erkannte zwar die Pyometra, behandelte aber zunächst mit Infusion (sie war sehr dehydriert), Antibiotikum und einem Medikament zur Entspannung der Gebärmutter. Er zog eine große Menge Eiter aus der Vagina, gab Medikamente gegen Übelkeit und stellte mir einen Termin für den nächsten Morgen zur OP in einer anderen Praxis in Aussicht. Die Rechnung betrug über 800 € (zzgl. 186€ für das Parken in einer Bushaltestelle).
Zu Hause sagte ich alle Termine für die nächste Woche ab und hatte noch ein Telefonat mit einer Tierärztin von der App Pfotendoctor. So hatte ich eine Absicherung, dass es Sinn machte, bis zum nächsten Morgen auf die OP zu warten, da sie dann nüchtern war. Auch mit der Medikation war sie zufrieden, sagte aber auch, dass ich sofort in die Klinik sollte, wenn es Irma schlechter ginge.
Am nächsten Morgen war die vermeintliche „Klinik“ jedoch eine normale Praxis ohne Privatsphäre (zwei Behandlungstische nebeneinander und die Wartenden saßen mit ihren Hunden auf der Stuhlreihe daneben – wie Publikum) und wir wurden auch nicht erwartet und hatten keinen Termin. Statt einer Operation wurde ein Röntgen gemacht. Irma bekam eine Spritze mit einem Antibiotikum über zwei Tage und ungefragt Leckerli. Dieser Arzt meinte, man könnte auch noch mit einer Operation warten. Im Röntgen sähe die Gebärmutter nicht entzündet oder gefüllt aus.

Ich war völlig verwirrt, denn die Ärztin von Pfotendoctor, der Nottierarzt und meine Hausärztin, die in der Zwischenzeit angerufen hatte, waren eindeutig für eine Operation. Verunsichert ging ich wieder und erschien ohne Termin bei meiner Haustierärztin.
Erst meine Haustierärztin nahm die Situation wirklich ernst: Blutbild, Röntgen, Ultraschall – und eine klare Ansage: „Der Hund muss auf!“ Sie meldete uns in Norderstedt an, wo Irma schließlich nach weiteren Untersuchungen endlich operiert wurde.
Wäre ich mal sofort schon am Samstag nach Norderstedt gefahren…
Fazit zum Mitnehmen: der Tierarzt sollte auf jeden Fall ein schnelles Blutbild mit den Entzündungswerten machen.
Pyometra-Operation beim Hund – Ablauf und Kosten
Die Operation dauerte etwa 2–3 Stunden. Irmas Gebärmutter war zwar nicht extrem mit Eiter gefüllt, aber deutlich entzündet. Der Bauchraum wurde gespült, da im Ultraschall Flüssigkeit im Bauchraum zu sehen war und die Organe kontrolliert. Die Kosten beliefen sich bei meiner Haustierärztin auf knapp 400€ und in Norderstedt auf über 3.000 €. Insgesamt mit Nachbehandlung über 5000€, wobei meine OP-Versicherung den größten Teil übernahm.
Als ich am späten Abend endlich den erlösenden Anruf erhielt, dass Irma die OP gut überstanden hatte, fiel eine unglaubliche Last von mir. Es war einer der schlimmsten Tage meines Lebens – voller Hilflosigkeit, Schuldgefühle und Kämpfen um die richtige Behandlung.
Hier gehen gar keine Grüße raus an die männlichen Tierärzte, die neben einer mangelhaften Behandlung auch noch grob mit Irma umgingen, mir Vorwürfe machten und mich nicht ernst genommen haben. Ich liebe Irma dafür, dass sie dem Nottierarzt massiv in die Praxis gegöbelt hat.
Heilungsphase nach der Pyometra-OP
Am nächsten Tag durfte ich Irma abholen. Sie hatte ein großes Pflaster und eine lange Bauchnaht bis in den Bauchnabel. In den ersten Tagen war ihr Bauch stark geschwollen, sodass wir noch einmal zur Kontrolle mussten. Sie entwickelte zusätzlich eine Anämie, hatte schlechte Leberwerte und brauchte 2 Wochen lang Antibiotika sowie Schmerzmittel. Die ersten Tage musste ich sie die Treppe hoch und runter tragen – hier war mein Crossfit-Training ein echter Segen.

Nach ein paar Tagen hatte sie weiß cremigen Ausfluss. Ich dachte an eine Pilzinfektion. Die Tierärztin erklärte, dass es sein kann, dass nun der Rest des Eiters und entzündetes Material von der Vagina gereinigt wurde.
Die Heilung zog sich insgesamt über Wochen: Irma hatte wenig Lust zu laufen und wenn dann nur sehr langsam, wollte nicht am Bauch berührt werden und einzelne innere Fäden traten durch die Haut, die ich selbst entfernen musste. Erst im August, also gut drei Monate später, hatte ich das Gefühl: „Jetzt ist sie wieder die Alte.“
Was ich aus dieser Erfahrung gelernt habe
Die Symptome einer Pyometra können schleichend und unscheinbar sein – gerade wenn sie in der Läufigkeit auftritt. Mein wichtigster Rat:
- Hört auf euer Bauchgefühl. Wenn ihr denkt „das ist nicht normal“, dann drängt auf eine klare Diagnose mit allen Diagnosemitteln.
- Habt eine Notfallklinik im Kopf, die wirklich operieren kann. Nicht jeder Nottierarzt ist ausgerüstet.
- Vertraut nicht blind, sondern hinterfragt Behandlungen – eine Pyometra wird fast immer chirurgisch behandelt. Ich bin der Meinung, sie wäre ohne OP gestorben. Eine Zweitmeinung zb über Pfotendoctor ist sehr günstig, aber hilft bei Unsicherheit enorm.
Zur Kastration: Ich würde nach wie vor nicht jede Hündin vorsorglich kastrieren lassen. Aber bei Hündinnen, die mit der Läufigkeit Probleme haben, würde ich es heute wahrscheinlich eher machen lassen. Irma hatte in der vorletzten Läufigkeit Magenprobleme entwickelt und ihre Scheinträchtigkeiten waren auch eher ausgeprägt und stressig.
Im Vergleich war die Kastration von Irmas Freundin Juna deutlich unkomplizierter, die Narbe ist sehr viel kürzer und die OP war mit viel geringeren Kosten verbunden.